5. Botschaft an meine Nachfolger – Schmerz

Die Erlösung vom Schmerz

Meine Lieben,

ich habe zu euch über einige Aspekte eures Ego gesprochen. Zu eurem tieferen Verständnis will ich euch auf das emotionale Konstrukt hinweisen, mit dem sich euer Verstand sehr gern verbindet, ja, das er nutzt, um sich mit ihm zu identifizieren und auf diese Weise sein Ego zu stärken. Da dieses emotionale Konstrukt bereits unter der Bezeichnung Schmerzkörper bekannt geworden ist, will ich bei dieser Bezeichnung bleiben.

Der Schmerzkörper

Ich möchte euch diesen Schmerzkörper mit einem Bild erläutern. Alle von euch erlebten emotionalen Verletzungen und die davon zurückgebliebenen Narben sind wie Dateien auf einer Festplatte gespeichert, als die ihr euch den Schmerzkörper vorstellen könnt.

Diese Dateien besitzen jedoch eine unterschiedliche Zugriffstiefe, die in der Regel von dem Alter abhängt, in dem sich die erlebten Traumata auf der Festplatte Schmerzkörper, dem Unbewussten, eingeschrieben haben. Die am weitesten in der Kindheit zurückliegenden Ereignisse sind am tiefsten verankert und daher am schwersten bewusst zu machen. Je jünger das Kind, umso stärker die unbewusste Abwehr des traumatischen Konflikts als Verdrängung oder Verleugnung und umso schwieriger die Auflösung des Traumas.

In der Regel hat euer Alltagsbewusstsein auf diesen Speicher keine Zugriffsmöglichkeit. Der Schmerzkörper ist im Unterbewusstsein abgelegt. Dies hat zur Entwicklung der Psychoanalyse geführt, ein therapeutisches Werkzeug, das den Zugriff auf diesen Bereich des Unbewussten ermöglichen soll.

Der Schmerzkörper ist im Unterschied zum statischen Festplattenspeicher ein dynamischer Speicher, der seinen Sitz in eurem Körper in Form eines dynamischen energetischen Feldes hat. Daher wird dieses Feld auch emotionaler Körper genannt. Dieses Feld benötigt Schmerz für seinen Fortbestand und entfaltet dafür ein Eigenleben. Der Schmerzkörper verursacht deshalb selbst unbewusst Schmerz, weil er sich von ihm ernährt, weil Schmerz ihn am Leben erhält.

Warum spreche ich mit euch über solche Dinge? Weil euch die Berührung des Schmerzkörpers zu unbewussten Reaktionen veranlasst, die entspannte menschliche Beziehungen stören, sogar verhindern und auf diese Weise neuen Schmerz erschaffen.

Ein beliebiger äußerer Anlass, sei es in der Form eines Wortes, einer Geste, einer Handlung, eines Gegenstands, einer Situation oder Person oder eines von außen an euch herangetragenen Gefühls kann ein bestimmtes traumatisches Ereignis in euch reaktivieren, das in eurem Schmerzkörper gespeichert ist. Der damit zusammen hängende, nicht gelöschte Schmerz wird in euch freigesetzt, so dass er euch überfluten kann.

Dann meint ihr, dass euch der augenblicklich spürbare Schmerz von diesem gegenwärtigen Umstand und der damit zusammenhängenden Person zugefügt wurde. Die Heftigkeit des Schmerzes, mit dem ihr euch unbewusst sofort identifiziert und der dadurch unmittelbar ein starkes Ego begründet, veranlasst euch, die entstandene Situation sofort abwehren. Deshalb leitet ihr unbewusst die Gegenreaktion gegen die vermeintlichen Ursachen des Schmerzes ein.

Ich möchte euch dieses klassische Ego-Reaktionsmuster am Beispiel der bekannten Geschichte von Kain und Abel erläutern.

Die Geschichte um Kains Mord und ihre Bedeutung

Wie ihr vielleicht wisst, handelt es sich dabei um den im Alten Testament beschriebenen ersten Mord in der Geschichte der Menschheit. Was in dieser Geschichte nicht erklärt wird, ist die tiefere Ursache der Ego-Reaktion Kains, die unbewusste Abwehr des tiefen Schmerzes, für den Kain seinen Bruder Abel als Urheber verkannte. Aber verfolgen wir die Geschichte der Reihe nach:

Abel war Viehzüchter und Kain Ackerbauer. Beide brachten Gott ein Opfer dar aus dem Erfolg ihrer Arbeit. Während Gott das Opfer Abels gnädig annahm, wies er Kain mit seinem Opfer ab. Die eigentliche Ursache für die unterschiedliche Annahme des Opfers beider Brüder durch Gott erschließt sich aus dem Text des Alten Testaments zunächst nicht.

Sie wird erst erkennbar in der Reaktion Kains, für den das Abgewiesen-Werden seines Opfers durch Gott zu einer traumatischen Erfahrung wird.

Kain reagiert auf den Schmerz seiner Ablehnung mit Zorn. Da ist nichts zu spüren von demütiger Liebe. Kain ist stinksauer auf Gott, den er als den Urheber seines Schmerzes ansieht, und er zeigt ihm das sehr deutlich.

Den Hinweis auf ein mögliches Fehlverhalten Kains, den ihm Gott als Erklärung für das Zurückweisen seines Opfers anbietet, lehnt Kain in seinem Zorn und Schmerz ab. Damit weist Kain auch die Auflösung seines Traumas zurück, das sich, ihm selbst unbewusst, tief in seinen Schmerzkörper eingeprägt hat. Da er sich sofort mit dem Schmerz identifiziert, begründet er ein starkes Ego.

Warum lehnt Gott Kains Opfer ab? Ihr könnt die Antwort nur indirekt aus dem Wort Gottes erfahren, der Kain darauf hinweist, dass er seinen Blick senkt, weil er wütend auf Gott ist. Weiterhin fordert Gott Kain auf, die Sünde zu erkennen und über sie zu herrschen. Was aber ist Kains Sünde?

Kain hat sein Opfer an Erwartungen gebunden, von Gott gelobt, anerkannt und emporgehoben zu werden. Diese Erwartung hat sich als Gedankenform in Kains Verstand verfestigt. Dadurch, dass er sich mit ihr identifiziert, begründet er ein falsches Selbst, das Ego. Kain sieht sich in dieser Situation nicht als Gottes Kind, das ihm in Liebe verbunden ist. Er ist durch seine Ego-Identifikation zu dem geworden, der mit Recht erwartet, was ihm zusteht. Kain hat sich mit einer Gedankenform gleichgesetzt, deren Infragestellung durch Gott sein falsches Selbst, sein Ego in Frage stellt. Sein Ego empfindet dies als eine tödliche Bedrohung.

Kains Erwartungshaltung drückt bereits den Versuch seines Ego aus, durch das Lob Gottes für sein sein Opfer eine Selbststärkung zu erreichen. Das ist Kain nicht bewusst, erst Gott weist ihn darauf hin.

Kains Opfer ist dadurch nicht vergegenständlichter Ausdruck seiner Liebe zu Gott, die Voraussetzung für die Annahme des Opfers ist. Er hat das Opfer nicht aus Liebe gestiftet, die frei ist von Erwartungen an Gegenleistungen, sondern aus der Berechnung, dafür von Gott erhöht zu werden.

Etwas aus Berechnung in Erwartung einer Gegenleistung zu tun, ist eine typische Verhaltensweise des Ego, die euch Kain hier zeigt und zu deren Überwindung ihn Gott auffordert. Doch Kain hat sein Ego nicht beherrscht und überwunden.

Gottes Angebot zur Auflösung des Schmerzes hat er zurückgewiesen. Kains Abwehr des Schmerzes bestand in seiner Wut auf Gott. Unter dieser Wut liegt die Angst seines Ego vor der Vernichtung, als die es die Zurückweisung empfindet. Kain konnte die Wut jedoch nicht aus agieren. Gott war der Stärkere. Also bleibt das Trauma der Enttäuschung unerlöst und der Schmerz gräbt sich tief in den Schmerzkörper Kains ein.

Als sich Kain nach seiner Zurückweisung durch Gott später mit Abel auf dem Feld trifft, reicht der bloße Anblick seines Bruders aus, um Kains Schmerzkörper erneut zu aktivieren und den Schmerz der Zurückweisung zu erneuern.. Sofort von seinem Schmerz überflutet, sieht sich Kain selbst als Verlierer und Abel als den Sieger vor Gott an. Dieser Vergleich, ein unbewusstes Verhaltensmuster des Ego, begründet sein Konkurrenz-Verhalten zu Abel, eine typische Ego-Situation der Trennung. Verlierer zu sein ist in diesem Ego-Szenario jedoch gleichbedeutend mit dem Tod des Ego.

Die Angst davor ist eine Todesangst, die unbewusst eine sofortige heftige Abwehr auslöst. Sie äußert sich als Wut auf seinen Bruder Abel, den Kain als Verursacher seines Schmerzes verkennt. Kain verlagert damit die Ursache seines Schmerzes nach außen, nicht nur von sich selbst, sondern auch von Gott weg auf einen Ersatzverantwortlichen. Diese unbewusste spontane Handlung ist der euch bekannte Vorgang der Projektion. Kain hat als das Ego die Ursache für seinen Schmerz auf Abel als den nunmehr vermeintlichen Urheber projiziert.

Es ist interessant, dass Gott Kain auf diese Veränderung seines Zustands aufmerksam zu machen versuchte. Er hat Kains unbewussten Zustand angesprochen, indem er ihn darauf hinwies, dass die Sünde vor der Tür ruht, also für Kain unsichtbar ist, und nach ihm Verlangen hat.

Aber Kain konnte auch diese eindringliche Warnung nicht annehmen, über die Sünde zu herrschen, weil er sie nicht bei sich selbst suchte und erkannte. Er verharrte in der an sein Ego gebundene Überzeugung, dass Gott ihm Unrecht zugefügt hat, das sein Opfer aus seiner Sicht ebenso viel wert war, wie das seines Bruders. Kain erkannte nicht, dass eben diese innere Haltung Grund für das Scheitern seines Opfers war. Gott ist nicht der Geschäftspartner Kains. Er gewährt Gnade aus seiner Güte und Liebe heraus und nicht gegen einen Preis. Die verweigerte Annahme des Opfers war somit ein Beweis der Liebe Gottes zu Kain. Er hat ihm den Rettungsring hingeworfen, aber Kain hat die Rettung ausgeschlagen,

Wie hat Kain daraufhin reagiert? Wir wissen es, er erschlug seinen Bruder Abel. Er tat es völlig unbewusst.

Was daran ist für euch wichtig?

Ich weise euch darauf hin, weil das Leid, das ihr euch gegenseitig im Ego-Zustand zufügt, ebenfalls unbewusst von euch verursacht wird. Der Brudermord Kains steht symbolisch für die Morde der nachfolgenden Generationen bis in eure Gegenwart, unbewusste Reaktionen des Ego. Ihr werdet folglich in der Kette eurer unbewussten Ego-Reaktionen weiterhin fortwährend Leid erzeugen. Das ist die Erbsünde, die euch anhaftet und die nicht bekämpft werden kann sondern erlöst werden muss. Erlöst durch das Licht des Bewusstseins oder die göttliche Liebe, was dasselbe ist.

Erlösung geschieht jedoch nicht auf der Ebene der Form, mit der sich Kain fälschlich identifiziert hat. Erlösung kann nur durch Liebe geschehen und das ist der Bereich des Formlosen, des Göttlichen, des Bewusstseins.

Kain postuliert mit seinem Totschlag ein Verhaltensschema des Ego, das zu einem Hauptmerkmal der unheilvollen Entwicklung der Menschheit bis zu eurer heutigen Zivilisation geworden ist. Ihr seid heute ebenso wie Kain von eurem Verstand gefesselt, der euch mit seiner Verliebtheit in die Formen eurer eigenen Leistungen das Formlose übersehen und vergessen lässt, das als das Ewig Eine Leben hinter aller Intelligenz und Leistung, hinter allen Formen steht.

Der blinde Stolz, den eure Identifikation mit eurem Verstand erzeugt, führt in die Suchtstrategie des Ego und mit dieser in euren Untergang.

Die Auswirkungen dessen erlebt ihr gegenwärtig in der fortgesetzten Zerstörung eures Menschseins und eurer Umwelt.

Das Ego setzt die Formen, den Verstand, über das Formlose, Gott und die Gesetze des Lebens und macht sich damit selbst zum Herren über Leben und Tod. Das Ego wählt wie Kain den einfachsten Weg der Konfliktlösung, indem es den unliebsamen Konfliktpartner beseitigt. Eure menschliche Entwicklung ist gekennzeichnet durch diese Versuche der gegenseitigen Beseitigung. Ihr habt ausreichend Gelegenheit, diesen meinen Hinweis anhand der tagtäglich von euch aufgenommen Gewaltnachrichten in euren Medien zu überprüfen.

Wenn ich euch dazu aufgefordert habe, die andere Backe hinzuhalten, dann nicht aus dem Grund, euch ungerechtfertigt verletzen zu lassen. Ich habe euch vielmehr damit sinnbildlich aufgefordert, diese Kette der unbewussten Ego-Reaktionen bewusst zu durchbrechen, die Erbsünde aufzuheben.

Wie macht ihr das? Indem ihr euren Widerstand gegen eine gegebene Situation aufgebt, euch der von ihr ausgelösten Ego-Reaktion bewusst werdet und auf sie verzichtet.

Ich möchte euch auf den Weg hinweisen, der euch zu diesem Bewusstsein führt und der euch von der Erbsünde erlösen wird. Ich bin ihn selber gegangen und will ihn euch mit der Beantwortung der Frage erklären, wie sich Kain anders als geschehen hätte verhalten können. Was ist die Alternative zur Ego-Reaktion? Wie hätte Kain Erlösung finden können?

Die von Kain nicht erkannte Alternative

Kain erkennt aus der Antwort Gottes, dass seine Erwartung, sein Opfer werde angenommen, eine Täuschung ist. Der Verstand hat jedoch in Kain die Erwartung als Gedankenform verfestigt, sein Opfer werde belohnt werden. Die Identifikation mit dieser Gedankenform erschafft Kains Ego, das Gott zu Recht zurückweist. Schaut jetzt auf die mögliche Alternative zum Verhalten Kains:

Indem Kain die entstandene Situation der Ent-Täuschung durch Gott vollständig annimmt, ohne sie zu beurteilen oder zu hinterfragen, gibt er sich ihr hin. Er akzeptiert den Augenblick, wie er ist.

Es ist Kains Hingabe an das Nicht-Verstehen, an das Nicht-Annehmbare. Sie wird möglich, wenn der Verstand mit seinem Anspruch, Recht behalten zu wollen, als der falsche Götze erkannt wird, der sich über Gott stellt. Das ist die Herrschaft über die Identifikation mit dem Verstand, über die Sünde, zu der Gott Kain aufgefordert hat.

Mit der Hingabe an das, was gerade geschieht, wird jede Art von Abwehrreaktion unnötig. Die Identifikation mit der Gedankenform Erwartung löst sich auf und gibt einen inneren Raum in Kain frei für das Formlose, Liebe und Gnade.

Eure Möglichkeiten zur Erlösung

Eure Schmerzkörper sind Teil eures Prozesses der Bewusstwerdung. Es wird zu eurer unmittelbaren Erfahrung, dass der Schmerz nicht dadurch verschwindet, dass ihr die Ursache für seine Entstehung in euch nach außen projiziert. Der Schmerz will von euch angenommen und getragen werden. Vielleicht erkennt ihr darin den Zusammenhang zu meiner Aufforderung, euer Kreuz auf euch zu nehmen. Wie das geschehen kann, fragt ihr mich?

Nun, indem ihr euch mit dem Schmerz nicht identifiziert, sondern ihn in euch zunächst wahrnehmt als etwas, das in diesem Augenblick da ist. Das ist der erste Schritt zur Erlösung vom Schmerz. In der Gegenwärtigkeit als Zeuge eures Schmerzes erschafft ihr den inneren Raum, in dem der Schmerz ist und ihr seine Beobachter seid. Das verhindert zunächst eure sofortige unbewusste Gleichsetzung und ihr erkennt, dass ihr nicht der Schmerz seid, sondern das Bewusstsein, das sich des Schmerzes bewusst wird.

Dies schafft den Raum für die Annahme des gegenwärtigen Augenblicks, der durch den Schmerz bestimmt ist. Indem ihr dem Schmerz keinen Widerstand entgegensetzt, entsteht in euch kein Leid, kein Gedanke, dass dieser Augenblick so nicht sein dürfte und darin besteht der zweite Schritt im Umgang mit dem Schmerz.

Indem Kain zum Beobachter des Schmerzes wird, den er sehr konkret in dieser Situation spürt, schafft er in sich den Raum des Bewusstseins, in dem er sich selbst nicht mehr mit dem Schmerz verwechselt und ihn folglich auch nicht abzuwehren braucht, weil es keine falsche Identität, kein Ego mehr gibt, das sich bedroht fühlen muss.

Kain ist einverstanden, das schmerzliche Gefühl zu fühlen, das eigentlich Nicht-Annehmbare anzunehmen und diese Hingabe schafft in ihm den Raum des Friedens, den sein mit dem Verstand identifiziertes Ego niemals hervorbringen kann. Es ist die Aktion des Sanftmütigen, zu der das Leben, Gott, Kain mit dieser Situation eine einzigartige Chance der Erkenntnis, der Erleuchtung, gegeben hat.

Ich verweise euch auf dieses Beispiel, weil auch eure Aufgabe darin besteht, diese Chancen zur Hingabe in eurem Leben zu erkennen und zu ergreifen. Sie wird euch in den vielfältigsten Situationen, die das Leben hervorbringt, immer wieder von Neuem angeboten werden, weil eure damit verbundene Erleuchtung das Ziel und der Sinn eures Daseins in dieser Welt ist.

Das bedeutet, dass eure Erlösung vom Schmerz euren aktiven Willen und eure Bereitschaft voraussetzt, dafür Verantwortung zu übernehmen. Ihr könnt an dieser Stelle sehr gut erkennen, dass ihr nicht mir die Verantwortung für eure Erlösung zuschieben könnt. Ich bin lediglich der, der euch den Weg dahin weist, wie ich es immer wieder betont habe.

Kains konnte die angebotene Erlösung nicht annehmen. Sein Geschlecht war deshalb verflucht, d.h. es konnte sich nicht von der strukturellen Störung des Ego erlösen. Damit verbunden war das ständige Erzeugen neuen Leids durch das vererbte Ego nachfolgender Generationen, ihre unstillbare Gier nach den Formen dieser Welt in Verbindung mit einem süchtigen Verderben der Sitten. Eine ausweglose Situation, die zu dem Geschehen der Sintflut führte, welche die Vernichtung der damaligen Zivilisation zur Folge hatte. Sie sollte der heutigen Menschheit Hinweis und Warnung sein.

Dahinter verbirgt sich nicht die Rache Gottes. Auch sie ist als eine menschliche Projektion ohne Bedeutung. Gott offenbart in dem Geschehen vielmehr die konsequente Haltung seiner Liebe, die nicht duldet, dass der Mensch als die von ihm nach seinem Ebenbild geschaffene Krone der Schöpfung in den Niederungen des Ego verkommt und dort verbleibt.

Nach vollbrachtem Mord wird Kain von Gott nicht vernichtet. Gott zeigt Kain vielmehr, dass sich seine durch Leistung und Verstand begründete Überheblichkeit auf einen unbeständigen, materiellen Erfolg stützt. Deshalb sagt er zu ihm: „Wenn du den Acker bebauen wirst, soll er dir hinfort seinen Ertrag nicht geben.“

Kain soll lernen, dass er sich als Individuum in Gottes Schöpfung, die Gesetze des Lebens, einfügen muss und nicht abgehoben auf der Scheinsicherheit von Formen, Intelligenz und Leistungsfähigkeit, agieren kann, die zusammenbricht, wenn er sich aus der Beziehung zu Gott, löst, indem er sich über ihn erhebt. Die Formen dieser Welt sind nur Requisiten in einem Spiel, in dem ihr lernen sollt, das Formlose, das Ewig Eine Leben, Gott, als eure wahre Identität zu erkennen.

Gott hat euch ebenso wie Kain Intelligenz und Leistungsfähigkeit gegeben. Es sind jedoch nur Werkzeuge, die euch als solche bewusst werden müssen, damit ihr aus ihnen keine falsche Identität, keine Götzen erschafft.

Als wahre Ebenbilder Gottes seid ihr formlose Essenz, und ihr müsst euch aus der Abhängigkeit von den Formen lösen, um das Licht des Bewusstseins in diese Welt zu bringen. Gottes Liebe soll in euch zum Blühen gelangen, so wie sie in jeder Rose erblüht, selbstlos und ganz hingegeben in ihr Blühen.

Doch euer gegenwärtiges Dasein in dieser Schöpfung ist nicht selbstlos sondern selbsthaft, haftend an einem falschen Selbst. Ihr seid in euren Verstand verliebt und von eurer Intelligenz verblendet, so dass ihr eure wahre Identität nicht erkennt und in der Traumwelt des Ego verharrt, das unentwegt Leid hervorbringt.

Folgen des Ego-Geistes

Mit seinem Hinweis an Kain: „Unstet und flüchtig wirst du sein auf Erden.“, beschreibt Gott die Folgen, die Kains Ego-Zustand für ihn hat. An diesem Punkt bricht das Gebäude der Hochmut und des Stolzes in Kain zusammen und Todesangst bemächtigt sich seiner. Gott hat seinen Kompensationsmechanismus aufgedeckt und dessen Wertlosigkeit gleichzeitig drastisch aufgezeigt.

Vielleicht könnt ihr erkennen, dass auch in eurer Gesellschaft die Angstkompensation durch Leistung einen vorderen Platz einnimmt, ja diese eure Gesellschaft bereits dominiert. Ihr habt den zerstörerischen Charakter dieser Art Leistungsgesellschaft längst erkannt, im Gegensatz zu Kain. Dennoch weigert ihr euch wahrzunehmen, wie direkt ihr selbst an dieser von euch eigentlich nicht gewollten Entwicklung beteiligt seid.

Euch darauf hinzuweisen, bin ich als Person und im Heiligen Geist zu euch gekommen, als Freund, als Lehrer und Mahner. Ich habe mich dieser Aufgabe entgegen eurem Verstand und wider menschlicher Logik vollkommen hingegeben, bis in den Tod. Meine Auferstehung zeigt die Gnade an, die auch eurer Hingabe folgt und den Frieden Gottes bedeutet, der höher ist als eure Vernunft.

Ihr seid alle ohne Ausnahme mehr oder weniger stark traumatisierte Wesen. Ihr besitzt demzufolge auch alle in euch den Schmerzkörper als die Folge eurer unerlösten Traumata. Dieser Zustand ist euch jedoch nicht bewusst, so dass euch der Schmerzkörper immer wieder überwältigen wird, wenn ihr euch nicht um seine Erlösung bemüht. Sie ist Teil eurer Aufgabe, das Ego als die strukturelle Störung eures Menschseins, als die Erbsünde zu begreifen, euch ihrer bewusst zu werden und eure Ego-Reaktionen als solche zu erkennen.

Erst wenn ihr verstehen lernt, dass ihr nicht der Schmerzkörper seid und die Identifikation mit ihm aufzulösen beginnt, werdet ihr nicht mehr von den durch ihn ausgelösten Reaktionen übermannt, werdet ihr aus der Endlosschleife des durch das Ego erzeugten Leids aussteigen.

Die andere Backe hinhalten

Ihr könnt zu dem Schmerz in euch ein „Stopp“ sagen, ihn anschauen und annehmen, euch auf diese Weise dem eigentlich Nicht-Annehmbaren hingeben. Diese Verhaltensweise erschafft in euch einen Raum, in dem der Schmerz sein darf, von euch gefühlt und angenommen wird. Die Annahme durch Hingabe gilt für alle durch den Schmerzkörper in euch entstehenden Emotionen, also auch für Trauer, tiefe Niedergeschlagenheit, Wut und Hass. Nur aus diesem „Ja“ zu dem, was ihr in euch fühlt, entsteht der Friede, der die Entstehung immer neuen Leids durch unbewusste Reaktionen verhindert, der euch eins werden lässt mit dem, was ist. Das bedeutet es, wenn ich euch auffordere, auch die andere Backe hinzuhalten.