3. Botschaft an meine Nachfolger – Kirche
Was Kirche bedeutet
Meine Lieben,
ich möchte ein Wort zu der Kirche sagen, die sich Kirche Jesu Christi nennt. Sie ist die Organisation, die vorgibt, sich auf mein Wort, auf mein Vermächtnis zu gründen. Auch ohne tiefer gehende Kenntnisse der Geschichte zu besitzen, werdet ihr erkannt haben, dass zwischen meinem Geist und dieser Organisation deutliche Unterschiede bestehen.
Ich habe niemals die göttliche Wahrheit als Mittel der Macht oder zur persönlichen Bereicherung missbraucht. Beides tat und tut noch jetzt die Organisation Kirche, die die von mir verkündeten Wahrheit zur Ideologie gemacht hat. Diese gründet sich auf Dogmen mit deren Hilfe Menschen verfolgt, gefoltert und umgebracht worden sind. Ich habe gelehrt, dass ihr eure Feinde lieben sollt, doch die Kirche grenzt noch heute Andersdenkende aus und verurteilt sie im Sinne der herrschenden weltlichen Macht.
Im Dienste dieser Ideologie wurden meine einfachen Erklärungen der Wahrheit analysiert, zerpflückt, verfälscht und mit gedanklichen Erklärungen und Interpretationen überfrachtet, die Anlass zu nicht endenden Streitigkeiten und Kriegen waren und noch immer sind. Dies ist auch der Grund für die Zersplitterung der „Kirche“ in verschiedene Konfessionen und die ihnen zugrunde liegenden Glaubensdogmen.
Meine einfache Verkündigung der Nähe des Vaters wurde zur Wissenschaft hochstilisiert und wird als Theologie an Universitäten gelehrt. Glaubt ihr, dass die Absolventen mit dem Diplom nach bestandenen Examen auch den Heiligen Geist übereignet bekommen?
Die Interpretationen eurer Theologen sind Formen aus dem Verstand, Gedankenformen die kommen und gehen und für die Wahrheit, nach der ihr sucht, keine Bedeutung besitzen.
Diese bekommen sie allerdings dann für ihre Schöpfer, wenn diese sich damit identifizieren und aus dieser Identifikation ihr Ego begründen, Ursache für den menschlichen Wahnsinn, den ihr in eurer heutigen Welt intensiver denn je erlebt. Dieses Ego war die Ursache für die Religionskriege, die geführt wurden, um in der Interpretation dessen Recht zu behalten, was ihre Erfinder als vermeintliche alternativlose Wahrheit betrachteten und missbräuchlich mit meinem Namen verbanden. Mit solchen alternativlosen Wahrheiten seid ihr auch derzeit überreich bedacht.
Was die Bibel ist
Deshalb warne ich euch vor absoluten Wahrheiten, die dem menschlichen Verstand entspringen. Besonders wenn sie in Buchform vorliegen wie in der Bibel, seid ihr zur Wachsamkeit aufgerufen.
Dieses Buch ist eine willkürliche menschliche Konstruktion von Aussagen, die von den unterschiedlichsten Erfahrungen ihrer Schöpfer mit Gott berichten. Sie berichten im neueren Teil dieses Buches auch über mich und über meine Lehre. Dabei sind die in der Bibel als Wahrheit verkündeten Ansichten sind auf die Zeit bezogen, in der sie entstanden.
Einen nicht unerheblichen Einfluss auf die Schreiber der Evangelien haben die lange vor ihrer Zeit entstandenen Mythen der ägyptischen und griechischen antiken Welt ausgeübt. Sie waren weithin im Volk verbreitet. Gottessöhne, Erretter und Wundertäter standen bei den abergläubigen Menschen in hohem Ansehen.
Von nicht geringem Einfluss auf die Erzählungen und Legenden um meine Person war auch der Zeitgeist, der nicht zuletzt von den Mächtigen ihrer Zeit bestimmt wurde, wie er auch heute noch bestimmt wird.
Die Absicht, das Christentum und seine Lehre im 4. Jahrhundert zur Staatsreligion aufzuwerten, besaß bei der Kanonisierung der Bibel eine außerordentliche Bedeutung. Unter diesem besonderen Blickwinkel erfolgte die Auswahl der Texte aus einer Vielzahl schriftlicher Überlieferungen, von denen keineswegs behauptet werden kann, dass sie ausschließlich vom Heiligen Geist stammen.
Die menschliche Sichtweise und der Verstand der eifrig Schreibenden, Übersetzenden und Hinzu-Erfindenden sind nicht zuletzt Ursache für katastrophale Widersprüche, die den aufmerksamen Leser der Schrift immer wieder verunsichern, sofern er die enthaltenen Texte wörtlich und historisch relevant zu verstehen sucht.
Anstatt die Gesamtheit der alten Schriften als Anregung und Hinweise für eigene Erfahrungen mit dem Göttlichen freizugeben, wurde die neu zu formulierende Glaubenslehre an den Buchstaben des Wortes ausgewählter und zensierter Texte gebunden und deren Übertretung als Häresie bestraft.
Ich frage euch, wo in diesem Vorgehen meine Aufforderung zur Liebe untereinander noch einen Einfluss hat. Ich selbst habe noch zu meiner Zeit den starren Glauben der Pharisäer in seiner Unerbittlichkeit und Unmenschlichkeit immer wieder in Frage gestellt.
Dogma oder Liebe
Ihr werdet niemals zum Vater kommen, indem ihr euch an eine Glaubenslehre bindet, die euch vorschreibt, auf welchem Weg dies zu geschehen hat.
Ihr empfangt den Heiligen Geist nur in völliger innerer Freiheit und die bedeutet, dass ihr euch dem Erleben eures dynamischen Daseins auf dem Spielfeld dieser Welt ganz und gar und in tiefer Dankbarkeit hingebt.
Wenn das Lebendige, als das euch der Vater geschaffen hat, durch Glaubensregeln eingeengt und durch religiöse Dogmen gefesselt wird, kann sich das Leben, das ihr seid, nicht zum bewussten Abbild des Schöpfers befreien, zu dem ihr bestimmt seid. Dann bleibt euer göttliches Potential unentdeckt und ihr gleicht dem brachen Feld, das keine Frucht bringt.
Fragt euch bitte, warum die Kirche mich in ihrem Buch zum gottgleichen Sohn erhoben hat. Mich, den Rebellen, der sich gegen die damaligen religiösen Verbote und Gebote gewendet hat, mit denen die Menschen unterdrückt und in Unmündigkeit festgehalten wurden. Die Kirchenhierarchie, damals als Judentum Partner und Helfershelfer der staatlichen römischen Machtstruktur, konnte den Rebellen Jesus nicht unbehelligt wirken lassen, denn das hätte ihre Lehre und ihre Macht in Frage gestellt. Deshalb wurde ich umgebracht.
Die Quelle meiner Rebellion gegen den Missbrauch des jüdischen Glaubens als dogmatisches Instrument der Unterdrückung war meine Liebe zu den Unterdrückten. Ich habe meinen jüdischen Glauben nie in Frage gestellt, aber ich habe ihn mit Verständnis und Liebe ausgestattet. Mein Sein, das Licht, die Liebe, die aus mir hervorging, hat die Menschen der eigenen Gotteserfahrung viel näher gebracht, als die buchstäbliche Auslegung des Gesetzes.
Über viele Jahrhunderte war die Bibel das wichtigste Buch der Christen, also jener Menschen, die sich als meine Nachfolger ansahen.
Da dieses Buch bis ins späte Mittelalter gebräuchlich nur in lateinischer Sprache vorlag, konnten die meisten Menschen zum Wissen um ihren Inhalt nur durch die Vermittlung der Priester gelangen. Dies öffnete der Manipulation Tür und Tor, so dass es zu so schlimmen Entwicklungen wie dem Ablasshandel kam. Mit dem Machtinstrument der Angst vor der Hölle wurde den Gläubigen Geld abgepresst, das den Luxus und die Kriege der Kirche und ihrer Mächtigen finanzierte.
Euch steht das geschriebene Wort erst seit vergleichbar kurzer Zeit zur Verfügung. Leider muss ich euch enttäuschen, wenn ihr davon ausgeht, dass ich die Wahrheit dessen uneingeschränkt bestätige, was in dieser Bibel steht. Ich möchte hier zu keiner umfassenden Kritik der Bibel ansetzen. Ich will euch lediglich darauf hinweisen, dass dieses Buch von Menschen verfasst und zusammengestellt wurde.
Wie die Bibel entstanden ist
Es gab über mein Leben ein Fülle von Niederschriften, die nach mündlichen Überlieferungen von Zeitzeugen entstanden sind.
Meine ersten Nachfolger hatten sich in Gemeinden zusammengeschlossen und diese sehr unterschiedlichen Zeugnisse meines Lebens und Wirkens gesammelt und aufbewahrt. Es lagen zum Zeitpunkt der Kanonisierung der Bibel eine ganze Anzahl mehr an Niederschriften und Dokumenten vor, als letztendlich Aufnahme in das Buch der Bücher gefunden haben.
Vielleicht habt ihr von Hieronymus gehört, einem Mann großen Wissens. Er war vom Papst Damasus im 4.Jh. mit der Durchsicht, Zusammenstellung, Auswahl und Anpassung der für die Bibel in Frage kommenden Schriften beauftragt, hat sie in lateinische Sprache übersetzt und so die erste, amtlich bestätigte Bibel geschaffen.
Das Konzil von Nicäa war der Zeitpunkt, an dem Kaiser Konstantin, genannt der Große und alleiniger Herrscher über das römische Reich, das Christentum zur privilegierten Religion erhob. Wenige Jahre zuvor hatte er mit einem Toleranzedikt den Glauben an mich als gleichberechtigt neben die anderen, überlieferten heidnischen Glaubenssysteme gestellt.
Zu diesem Zeitpunkt existierte bereits eine christliche kirchliche Hierarchie. Die Glaubensinhalte dieser neuen Kirche als potentieller Staatskirche durften natürlich nicht in Opposition zum Kaiser und seinem weltlichen Machtbereich stehen. Dies war ein Grund für die Bereinigung und die Zensur der bis zu diesem Zeitraum vorliegenden vielfältigen Schriften, Bücher und Evangelien. Von letzteren gab es einige mehr, als Eingang in die Bibel fanden.
Ein weiterer Grund waren die Unterschiede in den Details der sich herausbildenden christlichen Glaubensinhalte, die zu heftigen Streitigkeiten unter den Anhängern und Gegnern bestimmter Dogmen führten. Ich spreche darüber, um euch zu zeigen, wie schnell meine Lehre von Liebe, Hingabe und brüderlicher Verbundenheit nach ihrer Auslegung und Aneignung durch den Verstand in ihr Gegenteil verkehrt wurde.
Der kritischen Auswahl fielen eine Reihe authentischer Schriften zum Opfer. Meine Rolle als Mensch und spiritueller Lehrer wurde ganz bewusst verfälscht, indem man mich nach heftigem Streit zum Gott erhob. Urchristliche Gemeinden als meine echten Nachfolger im Geist wurden verunglimpft und als Nazarener verfolgt.
Alle nicht für die Bibel zugelassenen Schriften wurden verbrannt, soweit man ihrer habhaft werden konnte. Darüber hinaus war das Aufbewahren und der Besitz dieser Schriften bei Todesstrafe verboten. Soweit ein paar Anmerkungen zur Behauptung nicht nur der heutigen Amtskirchen, die Bibel sei unverfälschtes Wort Gottes.
Fühlendes Erkennen
Ich will euch weder entmutigen noch daran hindern, die Bibel zu lesen. Vielmehr möchte ich darauf hinweisen, dass euch blinder Glaube an das geschriebene Wort allein auf eurem Weg nicht weiterhilft. Alle Versuche, euer Heil zu erlangen, indem ihr euch buchstabengetreu an den Text dieser Bibel klammert, sorgen nur für Gedankenkonstrukte, die ein Ego auf der Grundlage dieser falschen Identifikation begründen.
Bei der Arbeit mit den Texten der Bibel müsst ihr sehr wachsam und bewusst sein. Dann werdet ihr meinen Geist fühlen und in dieser Verbindung jene Wahrheit meiner Worte unter den Fälschungen erkennen, die trotz Zensur und Manipulation noch immer aus diesen Texten hervorleuchtet.
Ihr seid weder von der Bibel noch von deren Interpretationen abhängig, mit denen euch die Kirchen oder die mit diesen konkurrierenden Sekten in bestimmte Denk- und Glaubensrichtungen dirigieren wollen. Ihr seid allein dem verpflichtet, was ihr, geführt vom Heiligen Geist, in euren Herzen als meine Wahrheit erkennt.
Nur dann gelingt es euch, der Versuchung zu widerstehen, euch einen „festen Glauben“ als die allein gültige Wahrheit anzueignen, mit der ihr euch identifiziert und mit dieser Identifikation ein neues Ego in euch erschafft, das für die Verteidigung dieser Wahrheit zum Kampf bereit ist. Das ist der Weg der Trennung von Gott. Er führt in die Dunkelheit.
Wenn ihr aber meinem Weg der Liebe folgt, werdet ihr eure Brüder und Schwestern in ihrem Glauben und mit ihren individuellen Gotteserfahrungen nicht nur akzeptieren, sondern ebenso lieben, wie ich euch liebe.